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Mittwoch, 20. März 2019

LaLiga Überschungsteam: Deportivo Alaves

(Photo by David Ramos/Getty Images)
Wer ist eigentlich Deportivo Alaves?

Man kennt die spanischen „Top Drei“, Sevilla, Valencia und im Zweifel Athletic Bilbao, Villareal oder Celta de Vigo. Doch dieses Jahr spielen Mannschaften wie der FC Getafe oder eben Deportivo Alaves um Platz 4 mit, und damit um die Qualifikation für die Champions League. Wie konnte es soweit kommen und warum bekommt man davon nichts mit? In diesem Artikel wollen wir explizit die Leistung und Arbeitsweise von Deportivo Alaves anschauen und die Mannschaft vorstellen.
Man kann schon einige Dinge anhand von Statistiken ausmachen. Zum einen ist Alaves kein schlafender Riese. Sie sind in Spanien eher als Fahrstuhl Mannschaft bekannt geworden (seit 2000 von der 1.Liga in die Dritte und wieder zurück). Die Spielweise und auch ihre Ergebnisse lassen es nicht zu von einem kometenhaften Aufstieg zu sprechen. Die meisten Spiele von Alaves gingen sehr knapp aus. Von den 19 Hinrundenspielen gingen drei Spiele, nicht unentschieden oder mit einem Tor Unterschied aus.
Gegen Barcelona und Atletico de Madrid verlor man jeweils mit 3:0, während man gegen Rayo Vallecano mit 5:1 gewinnen konnte. Die Entwicklung von Alaves ist am besten mit der von Eintracht Frankfurt zu vergleichen. Man schafft es, kluge Transfers zu tätigen, auch wenn nicht alle einschlagen. Kurzfristig muss man Leistungsträger häufig durch Leihspieler ersetzen, in der Hoffnung sie eventuell später zu verpflichten. Der Trainer sorgt für eine einfache, klare und schnelle Spielstruktur und schafft einen guten Zusammenhalt auf dem Platz.
Meint man es nicht gut mit Alaves, vergleicht man sie eher mit Mainz oder Freiburg. Viel des Erfolgs war vom Glück abhängig. Man profitierte von einer Euphorie, die nur auf einer Basis von Erfolgen entstehen kann. Das alle beteiligten gute Arbeit leisten, streitet keiner ab. Doch wahrscheinlich wissen nicht mal Trainer und Spieler, wie man zu einer solchen Ergebnisserie kam. Am Ende profitieren sie auch von der fehlenden Konstanz der anderen „Großen“ (Valencia, Sevilla, Betis) oder von Katastrophensaisons (Bilbao, Villareal, Vigo). Doch egal worauf man diese Resultate zurückführt. Trainer, Sportdirektor und Spieler haben einen großen Einfluss und verdienen ihre Lorbeeren dafür.

Kluge Transfers

Betrachten wir die Entwicklung die Deportivo Alaves in den letzten Jahren genommen hat. Seit dem Aufstiegssaison 2012/13 aus der 3.Liga in die Zweite schaffte man es sich kontinuierlich zu verbessern. Teilweise machte man sehr große Sprünge, z.B. nach einem 13.Platz in der 2.Liga 14/15 stieg man im folgenden Jahr als 1. auf. Dieses Jahr fällt auch in die Kategorie Quantensprung. Das bekanntermaßen „schwierige 2.Jahr“ beendete man auf Platz 14, während man dieses Jahr auf direktem Kurs Richtung internationaler Wettbewerb ist.
Abelardo ist in seiner dritten Saison Trainer bei Alaves. Er übernahm im Winter der ersten LaLiga Saison und musste innerhalb dieser Zeit seinen Kader immer wieder umbauen. Allein in diesem Winter verliesen zwei Stammspieler, trotz guter Runde, das Team. An Valencia und Bilbao, zwei Teams die zwar einen größeren Namen haben, aber noch immer hinter Alaves in der Tabelle stehen.
Sobrino ging in den Süden, während es Ibai Gomez wieder in seine baskische Heimat zog. Ersetzt wurden sie durch zwei weitere Leihspieler, von denen sich einer als Volltreffer entpuppte. Inui kam bis Saisonende von Betis und ersetzte auf dem rechten Flügel Ibai Gomez. Während Rolan die Position als Stürmerergänzung einnahm und hinter Calleri und Borja Baston (beide ebenfalls geliehen) auf seine Chancen wartet.
Bereits im Sommer wurden viele aktuelle Stammspieler ausgeliehen. Brasanac kam von Betis, Jony von Malaga, Calleri von Maldonado aus der urugayischen Liga und eben Borja Baston von Swansea City. Diese haben sich alle als Verstärkung erwiesen oder zumindest als Ergänzungs und Rotationsspieler. Das kann man auch von Rolan und Alex Blanco sagen, der bereits im Sommer von Valencia geliehen wurde.
Dien Transferbilanz von den Sommerneuzugänge die mit eigenen Verträgen ausgestattet wurden liest sich gemischt. Zwar wurde mit Pina (für 1,5Mio. Von Brügge) und Ximo Navarro (1,5Mio von Las Palmas) Spieler geholt die mindestens zum erweiteren Stammkreis gehören. Auch Adrian Marin, ablösefrei von Villareal und Aguirregabiria aus der eigenen zweiten Mannschaft kann man ebenfalls dazuzählen . Doch die vermeintlichen Top Transfers, Twusami für 3 Mio aus Astana und Guidetti für 4 Mio von Vigo konnten sich bisher noch nicht durchsetzen. Zusammen kommen sie auf eine einzige Vorlage.

Grundformationen

In der Hinrunde setzte man bevorzugt auf ein 4-4-2 System. Bei Abelardo gab es in dieser Saison eine klare Idee, welche er auf dem Feld sehen möchte. Gestützt wurde sein System von einzelnen tragenden Säulen, doch kein Spieler hat bisher alle Ligaminuten bestritten. Eine dieser Säulen ist Victor Laguardia, Innenverteidiger, der bisher nur aufgrund einer Sperre aussetzen musste. Neben ihm kann man noch Torwart Pacheco und Linksverteidiger Duarte nennen. Offensiv lassen sich Linksaußen Jony und Stürmer Calleri herausstellen.
Für Alaves liegt der Fokus auf eine gesicherte Abwehr. Aus dem gerordneten Aufbauspiel heraus wird versucht durch ein vertikales Spiel über die Flügel das Mittelfeld schnellstmöglich zu überbrücken.
Grundformationen, 4-4-2 in weiß und 4-3-3 in blau
Grundformationen, 4-4-2 in weiß und 4-3-3 in blau
Defensiv ist Alaves variabel. Sowohl ein Angriffs- als auch Abwehrpressing wird praktiziert. Meistens spielen sie aber ein Mittelfeldpressing im 4-5-1 oder 4-4-1-1, das von beiden Grundformationen aus gespielt werden kann. Das Mittelfeldpressing werde ich hier näher beleuchten.
Neben dem 4-4-2 ist Alaves in der Lage mit drei Zentralen Mittelfeldspielern und einer einzigen Spitze zu spielen. Das nutzen sie um sich dem Gegner anzupassen und um ihre flexiblen Spieler zum Einsatz zu bekommen.

Spielaufbau mit Pina

Hat Alaves denBall und Zeit bauen sie das Spiel recht ruhig auf. Häufig lässt sich Pina zwischen die Innenverteidiger fallen und sorgt so für Sicherheit und Absicherung. Spielt der Mittelfeldakteur nicht, übernimmt Manu Garcia diese Rolle. Pina tritt sehr spielintelligent und ballsicher auf. Er variiert die Höhe seiner Position, jedoch agiert er konstant in der Mitte. Insbesondere bei Pressing des Gegners fällt seine Stärke in der Positionierung auf. Er schafft es sich häufig aus dem Deckungsschatten seines Gegners zu lösen, Dreiecke zu bilden und weitere Anspielstationen zu ermöglichen. Befindet er sich ballnah beim Pressing des Gegners bietet er eine direkte, kurze Anspielstation an.
Meistens rückt er dafür ein paar Meter nach vorne, so das er nach einem Anspiel mit einem oder maximal zwei Kontakten einen Dritten anspielen kann. Ist er zentral oder weiter weg positioniert lässt er sich fallen, um eine direkte Seitenverlagerung zu ermöglichen oder dem Torwart eine Anspielstation anzubieten. Spielen sie unter Druck den Ball nach vorne lösen sie es entweder über den Flügel wenn Pina ballnah Überzahl schafft, mit anschließender Verlagerung oder einem Ball longline.
Geraten sie unter Druck sucht man schnell den offensiven Zielspieler, meist ist das Calleri. Doch auch Borja Baston kann diese Rolle gut einnehmen. Durch diese Spielintelligenz und der Integration langer Bälle in den Matchplan verliert Alaves nur selten einen Ball im Spielaufbau.
Pinas Rollen im Spielaufbau (gelb markiert)
Lässt der Gegner Alaves im 1.Drittel in Ruhe  bringt man ein, zwei leicht abgeänderte Facetten ins Spiel. Die Dreierkette, bestehend aus den Innenverteidigern und einem Sechser, sucht recht schnell den geeigneten Ball nach vorne, doch tut dies selten überstürzt. Die Elemente des langen Balls sind weiterhin ein probates Mittel um das zweite Drittel zu überspielen. Ohne Druck werden diese aber geplanter gespielt und in mehr Varianten.
Die beiden Innenverteidiger dribbeln dann gerne an, auch um den Gegner zu zwingen, sich aus seiner Formation zu lösen und den Ball nach vorne in die Lücken zu spielen. Hier wird oft ein flacher Druckpass genutzt um anschließend das Spiel schneller und kontrollierter weiterführen zu können. Für diesen Pass wird neben dem Zielspieler, meist Calleri, die zweite Spitze oder der höher positionierte Achter gesucht. Gelangt der Ball hinter die erste Verteidigungslinie wird mit schnellem steil und klatsch der Durchbruch forciert.
Der zweite Zentrale Mittelfeldspieler positioniert sich als kurze Anspielstation  zwischen „Zehner“ und zurückfallendem Sechser. Er übernimmt sowohl die Aufgabe eines kurzen Spielvortrages falls dies möglich und sicher erscheint, als auch die Absicherung und dient als Anspielstation der „klatsch“ Bälle um diese wieder zu verteilen
Alaves´ Verhalten im Spielaufbau

Flügelfokus im 3.Drittel

Nachdem Alaves es geschafft hat das zweite Drittel zu überspielen, werden schnelle Abschlüsse gesucht. Selten spielt man sich vor dem Strafraum des Gegners fest und schiebt mit der Mannschaft nach um die Defensive zu knacken. Im Vordergrund steht immer die gesicherte Defensive (Fünft beste Defensive in LaLiga). Es werden schnelle Flügeldurchbrüche für Flanken, Seitenverlagerungen oder direkte Abschlüsse gesucht.
Um einen schnellen, sicheren Durchbruch zu gestalten, nehmen die Sechser und Außenverteidiger eine wichtige Rollen ein. Nach einem langen Ball auf einen der Zielspieler wird versucht den Ball zu sichern und gleich einen Flügelspieler steil zu schicken. Oder durch Dreiecksbildung kurz den Ball zu halten. Dann eröffnen sich zwei Möglichkeiten für das Offensivspiel. Entweder man sucht die Spielverlagerung auf den ballfernen Flügel. Dieser rutscht bereits soweit ein, das er ins 1 gegen 1 kommt. Falls es sich nicht anbietet eine Seitenverlagerung zu spielen, hinterläuft der Außenverteidiger um selber die Flanke zu schlagen oder bis zur Torlinie durchzukommen für die passende Rücklage.
Die gesicherte Defensive steht aber auch hier noch im Fokus, wenn der Außenverteidiger aufrückt, sichern weiterhin drei oder vier Spieler ab. Dazu gehören beide Innenverteidiger und der ballferne Außenverteidiger. Häufig lässt sich auch noch ein Zentraler Mittelfeldspieler auf die Position des aufrückenden Außenverteidigers fallen. Pina agiert auch hier wieder freier, zwar dribbelt er selten an und sichert dann diese Seite ab, doch sobald die Restverteidigung wieder steht übernimmt er wieder die Rolle des Sechsers vor der Abwehr. Selten lässt er sich auf die Seite zur Absicherung fallen, das übernhemen seine Mitspieler.
Die Strafraumbesetzung für viele der Flankenläufe ist recht einfach. Schafft es Calleri nach Ablage wieder in die Box ist er natürlich einer der Hauptziele. Die wichtige 2.Anspielstation, um die Abwehr auseinanderzuziehen und die Zuordnung zu erschweren, bildet der ballferne Flügelspieler. Diese haben keine Scheu auch mal bis zum kurzen Pfosten durchzulaufen. Auch die zweite Spitze oder der höchste Zentrale Mittelfeldspieler rutscht nach, oft reicht es aber nicht um in im Strafraum zu positionieren bevor die Flanke geschlagen wird.
Strafraumbesetzung, mit Fokus auf stark einrückendem Flügelspieler

Mittelfeldpressing

Gegen den Ball zeigt man sich bevorzugt in einem stark ballorientierten Mttelfeldpressing. Die Mittelfelformation ist dabei stark variabel. Teilweise zwingt man, in einem leicht passiven 4-5-1 mit zwei engen Blöcken, die Gegner lange Bälle zu schlagen, da man es sehr gut schafft kurze Anspielstationen zuzustellen und in der letzten Reihe mannorientiert agiert.
Versucht man den Gegner zu mehr Fehlern zu provozieren agiert man deutlich ballorienter, in einer 4-2-3-1 oder 4-4-1-1 Staffelung. Dabei ist man sehr variabel. Spielt man mit drei Zentralen Mittelfeldspielern wechseln sich die beiden Achter ab, wer den höheren Spieler gibt. Dieser mimt nahezu eine hängende/zweite Spitze und passt sich immer wieder in der Höhe an. Schiebt mal nach um die Mitte besser zu schließen, oder lässt sich schnell wieder fallen, falls die Seite verlagert wurde oder ein Pass in die Tiefe gelingt.
passives, zustellendes Mittelfeldpressing
Mit dieser offensiven 3-1 Staffelung versucht man immer wieder den Gegner zu Fehlern zu zwingen. Der ballferne Flügelspieler rückt bis in die Mitte vor, während die zweite Spitze den Weg ins Zentrum schließt. Der Ballnahe Flügel übt so Gegnerdruck aus, dass dieser versucht hintenrum zu spielen, heißt nicht zu aggresiv, damit weder der lange Ball noch ein ausspielen in Frage kommen.
Er versucht im anlaufen die Anspielstationen zuzustellen und erhöht den Druck langsam bis der Ballführende sich nach hinten orientiert. Der Stürmer stellt den Innenverteidiger zu und kann bei Bedarf Druck ausüben. Gemeinsam mit dem Flügelspieler versuchen sie dann den Gegenspieler zu doppeln. Ihnen gelingt es dabei die Laufwege so zu wählen das die Anspielstationen sich in ihrem Deckungsschatten befinden.
aktives Mittelfeldpressing, in einer 3-1 Staffelung
Alaves versucht meistens sich so zu bewegen, das es dem Gegner bereits an Mittellinie schwer fällt Anspielstationen zu finden. Sie bewegen sich in vorderster Linie sehr ballorientiert ohne direkt Druck auf den Ballführenden auszuüben, während man hinten am Mann dran ist und diesen keinen Platz lässt. Das funktioniert nur wenn es die Sechser schaffen die Passwege zwischen den Blöcken zuzustellen. Anschließend erhöht Alaves immer weiter den Druck, insbesondere bei passendem Pressingtrigger z.B. Stockfehler oder wenn sich der Gegner nach hinten orientiert.

Fazit

Es wird spannend sein zu beobachten wie sich Alaves in der restlichen Saison schlägt. Nach einem kleinen Tief zu Beginn der Rückrunde, fahren sie mittlerweile wieder stabile Ergebnisse ein. Abelardo hat einen Abstiegskandidaten übernommen, ihn ein extrem stabiles und sicheres 4-4-2 verordnet und so eine kaum für möglich gehaltene Aufholjagd gestartet. Und es geschafft, durch kluge, ergänzende Transfers, die Mannschaft weiterzuentwicklen und flexibler zu gestalten. Will man einen weiteren, Spanien internen Vegleich aufstellen, erinnert es auch ein bisschen an Atletico Madrid.
Sie schaffen es dieses 4-4-2, nahezu in Perfektion zu spielen und haben überragende Flügelspieler. Egal ob der mittlerweile abgewanderte Ibai Gomez, Jony oder Inui spielen, das sind alles Spieler in einem guten Alter, die bereits nachgewiesen haben das Niveau für LaLiga zu haben. Es wird spannend zu sehen sein ob Alaves es schafft, ihre Leihpieler zu verpflichten oder passend zu ersetzen. Für diese Saison ist noch alles möglich, von Platz 4 bis zu einem knappen „Scheitern“ und herausrutschen aus den internationalen Rängen. Alaves spielt bisher eine magische Saison. Sich für das internationale Geschäft zu qualifizieren wäre gleichzeitig das absolute Highlight als auch eine große Bürde für die nächste Saison.
Titelbild Quelle: 

Photo by David Ramos/Getty Images
Quelle:
https://thefalsefullback.de/2019/03/16/laliga-deportivo-alaves-analyse/?fbclid=IwAR1wwV2xcNO34h1XxQuKciWt28OaVYYdm0_Cm1Alf7bqmBLFpuU1XiDCijg

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