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Freitag, 4. Oktober 2013

Preußen-Trainer Loose: "Große Willensstärke gefragt"

Loose: "Wir kassieren zu viele Gegentore"  © Bongarts/GettyImages
Ins gemachte Nest hat sich der neue Trainer Ralf Loose beim Drittligisten SC Preußen Münster nicht gesetzt. 
Fünf Pflichtspiele innerhalb von nur 15 Tagen verschaffen den "Adlerträgern" und ihrem erst Mitte September verpflichteten Hoffnungsträger an der Seitenlinie gleich ein Mammutprogramm....
Und ließen auch vor dem brisanten Derby beim "Erzrivalen" VfL Osnabrück nur wenig Zeit, um im Training an Verbesserungen zu arbeiten.
In den ersten drei Partien unter seiner Regie konnte der 50-jährige Loose, der in Münster auf Pavel Dotchev folgte, den Abwärtstrend beim Bundesliga-Gründungsmitglied noch nicht stoppen. Aktuell belegen die als Aufstiegsaspirant gestarteten Preußen nach neun Ligaspielen ohne Sieg einen Abstiegsplatz und mussten sich auch aus dem DFB-Pokal verabschieden (0:3 gegen den FC Augsburg). Klassenverbleib statt Meisterschaftsrennen heißt es damit zunächst auch für den "Aufstiegsexperten" Ralf Loose, der zuvor Dynamo Dresden und die Sportfreunde Siegen in die 2. Bundesliga geführt hatte.
Im exklusiven DFB.de-Interview mit dem Journalisten Dominik Sander spricht der ehemalige Bundesligaprofi von Borussia Dortmund, der 1981 als Junioren-Nationalspieler mit DFB-Auswahl Welt- und Europameister wurde, über die Lage vor dem Derby, Formschwankungen von erfahrenen Spielern und mögliche Verstärkungen in der Winterpause.
DFB.de: Mit einer Negativserie von acht Ligapartien ohne Sieg geht der SC Preußen Münster am Mittwoch (ab 19 Uhr) eher als Außenseiter in das Derby beim VfL Osnabrück. War das jüngste 0:0 gegen Jahn Regensburg ein kleiner Schritt nach vorne oder nur ein Trostpflaster, Herr Loose?
Ralf Loose: Mit dem erhofften Dreier gegen Regensburg hat es zwar nicht geklappt, dennoch gab es positive Aspekte. Vor allem die Defensivarbeit war positiv und sollte uns für die nächsten Wochen Sicherheit geben. Bei unserer Situation sollte man allerdings auch bedenken, dass wir durch die beiden englischen Wochen nicht viele Möglichkeiten haben, im Training an den Defiziten zu arbeiten.
DFB.de: Welche Hauptprobleme haben Sie in Ihren ersten drei Partien als Preußen-Trainer ausgemacht?
Loose: Beim Blick auf die Tabelle wird klar: Wir kassieren zu viele Gegentore. Allerdings hat sich gegen Regensburg auch ein Kräfteverschleiß bemerkbar gemacht. Einige Spieler haben quasi nur noch auf ihre Auswechslung gewartet. Es ist in den kommenden Wochen vor allem große Willensstärke gefragt.
DFB.de: Mit einer auf drei Positionen veränderten Viererkette blieb Münster erstmals seit dem Auftaktsieg gegen Wacker Burghausen (3:0) ohne Gegentor. Hat die Verjüngungskur in der Abwehr (Durchschnittsalter: 24 Jahre) gewirkt?
Loose: Am erfolgreichen Pressing war die ganze Mannschaft beteiligt. Für mich zählen aber ohnehin keine Namen, sondern nur die Leistung im Training. Robin Neupert, Simon Scherder und Julian Riedel, die neu in die Mannschaft gerückt waren, können auf dem Platz sicherlich nicht auf Anhieb wie Stammspieler auftreten, doch sie waren mit großem Elan dabei. Genau diesen Kampfgeist müssen wir in der Mannschaft vorantreiben.
DFB.de: Nach dem Regensburg-Spiel kritisierten Sie die Form Ihrer Offensivspieler. Wer ist in der jetzigen Situation besonders gefordert?
Loose: Wir besitzen mit Matthew Taylor einen Stürmer, der - wie bei unserer etwas unglücklichen 1:2-Auswärtsniederlage beim Spitzenreiter 1. FC Heidenheim - immer für Tore sorgen kann. Doch ein Torjäger funktioniert nur mit guten Vorlagen. Im offensiven Mittelfeld besitzen wir erfahrene Leute, die sich eigentlich durch gute Technik und Passspiel auszeichnen. Doch sie werden der Erwartungshaltung bisher nicht immer gerecht.
DFB.de: Muss die Mannschaft im Winter personell verstärkt werden?
Loose: Der aktuelle Kader besitzt erst einmal mein Vertrauen. Zu gegebener Zeit werden wir uns zusammensetzen und analysieren, was in der Winterpause zu tun ist.
DFB.de: Zurück zur Situation vor dem Derby: Vor der Saison wurde Münster in der Tabelle klar vor Osnabrück erwartet. Jetzt ist es umgekehrt. Der VfL mischt oben mit, der SC Preußen ist in die Gefahrenzone gerutscht. Haben Ihre Spieler den Abstiegskampf schon verinnerlicht?
Loose: Gute Frage. Ich hoffe, dass die Mannschaft diese Situation endgültig angenommen hat. Die Köpfe der Spieler dürfen sich nur noch mit dem nächsten Gegner und nicht mit Tabellenständen beschäftigen. Nur so können wir unseren Karren aus dem Dreck ziehen.
Vor dem Duell mit seinem Ex-Verein: Manno  © imago
Vor dem Duell mit seinem Ex-Verein: Manno
DFB.de: Der ehemalige Osnabrücker Gaetano Manno sieht das Osnabrück-Spiel als Neuanfang. Kommt das Prestigeduell trotz der aktuellen Durststrecke vielleicht jetzt genau zum richtigen Zeitpunkt?
Loose: Wir befinden uns auf einem Abstiegsplatz und uns stehen schwierige Wochen bevor. Wenn uns jetzt durch ein Erfolgserlebnis in Osnabrück der sofortige Turnaround gelingt, habe ich bestimmt nichts dagegen. Wir gehen aber als Außenseiter in ein Derby, das wie ein Pokalspiel seine eigenen Gesetze hat. Ein Remis wäre ein Erfolg für uns.
DFB.de: Gab es bei Ihren vorherigen Stationen (Dynamo Dresden, FC St. Gallen, FC Augsburg und Sportfreunden Siegen) eine vergleichbare Situation?
Loose: Prinzipiell war die Lage beim FC Augsburg ähnlich. Die Mannschaft befand sich in einem Abstiegsstrudel und es dauerte einige Zeit, bis wir uns nach vorne entwickeln konnten. Wichtig ist in solchen Situation, dass die Spieler ihr Selbstvertrauen nicht verlieren. Wenn sie immer wieder näher an ihr Maximum herankommen, gelingt auch irgendwann eine positive Serie.
DFB.de: Stichwort Siegen: Großsponsor Manfred Utsch, der als einer Ihrer großen Förderer gilt, beendet nach der Saison sein Engagement bei den Sportfreunden. Gibt es noch Kontakt zu Ihm und dem Verein, den Sie 2005 in die 2. Bundesliga geführt hatten?
Loose: Klar. Ich verfolge die Entwicklung in Siegen mit großem Interesse. Manfred Utsch hat dem Verein über Jahrzehnte die Treue gehalten. Doch er ist nicht mehr der Jüngste und kann - soweit ich das aus der Ferne beurteilen kann - ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr alles alleine managen. Eine solche Situation ist aber auch immer eine Chance für andere Unternehmen. Ich bin gespannt, wie es bei den Sportfreunden weitergeht.
DFB.de: Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Sie besuchen gerne Musik- und Theateraufführungen. Finden Sie dafür auch in Münster die Zeit?
Loose: Momenten herrscht in Münster quasi ein 18-Stunden-Tag. Wir wollen den Verein und seine Strukturen trotz des Tabellenstandes auch neben dem Platz noch professioneller aufstellen.
[mspw]

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