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Donnerstag, 9. Januar 2014

Guten Tag, mein Name ist Loose …

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Wenn ein Verein seine Ziele zu hoch gesteckt hat, folgt nicht selten der freie Fall. Eine Weisheit, die auch unsere Preußen ereilt hat. In vermeintlich höchster Not wird ein neuer Chef engagiert, der als Feuerwehrmann das Unglück abwenden und kurzfristig den Erfolg ankurbeln soll. Ralf Loose entspricht diesem Profil. Ein Leisetreter, der mit mehr oder weniger kleinen Kniffen dem Team Leben einhaucht und den Fans nach den jüngsten Erfolgen Hoffnung gibt, gleichzeitig aber auch dosiert auf die Euphoriebremse tritt.
Ralf, als dich unsere Preußen kontaktierten, warst du da erst mal skeptisch oder dachtest du: super Sache?
Was heißt super Sache? Als Zweitligatrainer bekommst du ja nicht wöchentlich Anfragen oder führst Gespräche.
Nicht?
Ganz bestimmt nicht sogar. Nach der Beendigung meines Engagements bei Dresden habe ich meinen Horizont erweitert. Die Arbeit von anderen Trainern studiert, mir befreundete Vereine angeschaut.
Bleibt die Frage mit der super Sache?
Ich hatte Preußen bereits häufiger gesehen, konnte mir ein Bild machen, allerdings nur von außen. Abgesehen davon werden Trainer nur in schwierigen Situationen gewechselt. Den Luxus, sich ein halbes Jahr auf einen Verein vorbereiten zu können, den hatte vermutlich nur Pep Guardiola. Ob es eine große Sache ist, kann ich erst bewerten, wenn meine Mission erfüllt ist. Ich wohne in einer Stadt, in der ich mich wohlfühle, und arbeite bei einem Verein, der super ist.
Wie lautet deine Mission, außer die Klasse halten und dass so schnell wie möglich?
Die Mannschaft positiv vorantreiben. Punkte holen, was wir langsam gemacht haben, auch wenn das Programm nicht einfach war. Die Mannschaft und den Verein in eine komfortable Situation bringen.
Es zählt nur der Erfolg?
Klar. In letzter Instanz ist das so. Du springst als Trainer ins kalte Wasser. Welches  sich jetzt aber schon um einiges wärmer anfühlt.
Die letzte Saison steckt halt noch in den Köpfen. Jede Form von Misserfolg sorgt nicht gerade für Selbstvertrauen.

Bei den Spielern?
Das merkt man bei den Spielern, den Vereinsverantwortlichen, der Presse bis hin zu den Fans. Das ist tief verankert in der Region.
Das weißt du vorher als Trainer. Warum tust du dir eine solche Situation an?
Ich übe meinen Traumjob aus, bin Trainer. Dieser Job findet auch auf dem grünen Rasen statt. Als Trainer ist mir doch von vornherein klar, dass es in jedem Verein Probleme gibt. Damit muss man sich abfinden. Alles andere wäre doch blauäugig.
In gewisser Form bist du somit ein Troubleshooter, also ein Problemlöser?
Wenn du so willst, kann man das so sagen. Du musst ohne große Vorbereitungszeit Störungen innerhalb der Mannschaft suchen und diese beseitigen. Daran arbeiten wir  jeden Tag mit meinem Funktionsteam  und der Mannschaft, haben da bereits einiges in richtige Bahnen gelenkt und treiben letztendlich die Mannschaft damit voran.
Es gab und gibt Unruhe in der Mannschaft und das nicht erst seit zwei, drei Wochen. Du hattest darüber geschwiegen –  bist nun aber an die Presse gegangen. Warum ein solcher Schritt?
Das ist so nicht ganz richtig. Es gab Vorfälle, die sanktioniert werden mussten. Wir sind alle Profis, haben Verträge mit unserem Verein Preußen Münster.  Es ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass diese erfüllt werden. Ich verlange ein erfolgreiches und professionelles Auftreten.
Was gehört dazu?
Teamgeist, Kampfgeist und maximaler Einsatzwille. Es muss ein hohes Maß an Identifikation mit dem Verein vorhanden sein. Das sind die Richtlinien für Spieler im Profisport. Die lebe ich vor – und fordere sie ein.
Wenn das Richtlinien sind, warum werden die missachtet?
In gewissen Situationen, oft im Erfolgsfall, werden diese Regeln übersehen oder vernachlässigt. Das ist nicht ungewöhnlich. Man muss das allerdings zügig erkennen und die betreffenden Personen daran erinnern, worum es geht.
Ok. Das sind die Missstände, die auch von außen zu sehen sind. Mir geht es allerdings mehr um die Stimmung innerhalb der Mannschaft. Über die im Moment ständig zu hören ist, dass diese Harmonie gestört sei?
In einer großen Gruppe tauchen immer mal Probleme auf. Wie zuletzt vor dem Spiel gegen die Stuttgarter Kickers, wo zwei Spieler aus dem Kader gestrichen wurden. Dann ist es auch an der Zeit, Fans, Sponsoren und nicht zuletzt den Verein zu informieren, was nicht in Ordnung ist. Allerdings gibt es auch Fälle, wo es unnötig wäre, damit an die Öffentlichkeit heranzutreten. Letztendlich muss in allen Fällen nur ein Knoten zerschlagen werden, damit Ruhe einkehrt.
» Wir müssen ganz klar sehen, dass wir momentan nicht die Stärke besitzen, um uns in Windeseile aus dieser Situation zu befreien. «
Was sorgt denn für solchen Unmut, wo die Jungs doch das machen dürfen, was sie am meisten lieben: „das Fußballspielen“?
Es gibt elf Spieler, die am Spieltag in der ersten Elf stehen. Sieben Ergänzungsspieler. Drei Spieler können maximal gebracht werden. Es gibt Spieler, die stehen gar nicht im Spieltagskader. Das hat nicht immer mit Leistung zu tun. Wir unterliegen da auch Vorgaben durch den Fußballbund.
Das ist ja jedem bekannt und sollte auch jedem bewusst sein.
Richtig. Da gibt es Spieler, die können ihre Leistung und die damit verbundene Situation richtig einschätzen. Es gibt aber auch Spieler, die enttäuscht sind, denen diese Situationen zusetzen. Am Ende musst du den Jungs vermitteln, dass sie sich jeden Status immer wieder neu erarbeiten müssen.
Du redest da aus Erfahrung?
Ich war als Spieler U-18-Europameister und U-20-Weltmeister, war von mir selbst überzeugt und saß dann bei Borussia Dortmund die ersten 15 Spieltage auf der Tribüne. Da wurde mir klar, dass die vorangegangenen Erfolge schön sind, aber nicht von sportlicher Dauer.
Was sind die nächsten Stepstones, die du für die Mannschaft gesetzt hast?
Ich weiß noch nicht, ob wir so weit sind. Sicherlich steigt mit den Ergebnissen, die wir erzielen, auch der Respekt bei den Gegnern. Ich sehe uns aber immer noch an dem Punkt, wo wir in jedem Spiel an die Grenzen gehen müssen, um ein Partie positiv für uns zu entscheiden. Am Ende brauchst du natürlich auch das Quäntchen Glück.
Also verlierst du keinen Gedanken an den Klassenerhalt?
Warum sollten wir? Wir müssen uns Woche für Woche auf die Begegnungen mit unseren Gegnern einstellen. Daran müssen wir Gedanken verlieren. Alles andere ist müßig. Langfristige Erfolge müssen her. Mal ein Spiel gewinnen, mal eins verlieren, bringt einem gar nichts und bedeutet am Ende den Abstieg.
Das klingt sehr einfach … ?
Ist es auch. Es hilft nicht, sich vor dem Gegner klein zu machen. Jede Mannschaft hat ihre Qualität. Wir müssen unsere Stärken einsetzen und jedes Spiel mit Moral angehen. Das ist das Ziel von meiner Mannschaft und da gibt es nichts Außergewöhnliches.
Das kleine Einmaleins des Fußballs.
Als ich gekommen bin, hatten wir vier Punkte Rückstand auf den Nächsten nach vorne. Ein schwieriges Programm lag vor uns mit Heidenheim, Osnabrück und Chemnitz. Die Jungs hatten wenig Selbstvertrauen. Nun haben wir die Abwehr stabilisiert und nach vorne läuft der Motor auch nicht mehr so stotterig – und prompt haben wir einige Mannschaften, die vor uns stehen, mit in unsere Situation verwickelt. Das ist ein großer Schritt. Und eins darf man nicht vergessen: Diese Mannschaften kommen jetzt erst in die Situation, die wir überstanden haben. Dort wird das Umfeld unruhig und die Teams geraten ins Stocken und Wanken.
Die Fans wollen doch nur eins wissen: Schaffen unsere Adlerträger den Klassenerhalt?
Tom. Es wäre total fahrlässig, zu viele Gedanken daran zu verlieren. Wir müssen ganz klar sehen, dass wir momentan nicht die Stärke besitzen, um uns in Windeseile aus dieser Situation zu befreien. Wir investieren unter der Woche viel, um uns auf die Spiele vorzubereiten.
» Ich war als Spieler U-18-Europameister und U-20-Weltmeister, war von mir selbst überzeugt und saß dann bei Borussia Dortmund die ersten 15 Spieltage auf der Tribüne. «
Das Ergebnis stimmt doch, wenn ich die letzten drei Begegnungen betrachte?
Richtig. Drei Spiele nicht verloren und zwei davon zu null gespielt. Und du merkst, dass die Spieler sofort Selbstvertrauen dazugewinnen.
Wird sich das Gesicht der Mannschaft zur Rückrunde ändern?
Ich habe dazu immer die Meinung vertreten, dass die Spiele bis zur Winterpause durchgezogen werden müssen. Ich mache mir ein Bild, welche Leistung die einzelnen Spieler abzurufen bereit sind. Die Spieler müssen sich dann daran messen lassen.
Den Blick gen Wintertransfermarkt gerichtet?
Der Wintertransfermarkt ist bekanntlich nicht der einfachste.
Warum?
Weil oft Spieler auf dem Markt sind, die während der Saison wenig gespielt haben. Sie müssten zu Preußen wollen und finanzierbar sein. Aber eins sei hier noch aufs Deutlichste gesagt:  Mein Fokus liegt auf der aktuellen Mannschaft und in Bezug auf Transfers habe ich den Verantwortlichen noch nichts kommuniziert.
Attacke, Angriff auf die letzten drei Spiele vor der Winterpause?
Die Mannschaft genießt mein vollstes Vertrauen. Wobei es im Fußball wenige Garantien gibt. Das ist das Geschäft.
Ich wünsch dir und deiner Familie alles Gute für 2014 und ein glückliches Händchen mit den Preußen.
Danke, dir und deinen Kollegen auch alles Gute für 2014 und natürlich auch alles Gute für die Leser.

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